Die mehrjährige Gundelrebe wird in der Literatur auch Gundermann bezeichnet. Im Volksmund sind die Bezeichnungen Erdefeu, Donnerrebe, Soldatenpetersilie oder Silberkraut bekannt. Die zur Familie der Lippenblütler gehörende Gundelrebe hat ein ganzes Jahr über graugrüne, nieren- bis herzförmige Blätter. Die Blätter werden bis zu 4cm breit und die Blattränder sind leicht eingekerbt. Die Blätter sind gegenständig angeordnet. In den Blattachseln erscheinen im Frühjahr von März bis Juni blaue bis violette Lippenblüten, mit flacher Oberlippe und einer drei-teiligen Unterlippe. In den Blattachseln erscheinen einseitswendig 2 bis 4 Blüten. Die Gundelrebe ist eine kriechende Pflanze und wird zur Blütezeit bis zu 40cm hoch, da sie ihre Blütentriebe Richtung Himmel streckt. Der vierkantige Stängel ist typisch für die Pflanzenfamilie und bildet an den Knotenpunkten kleine Wurzeln, wenn sie mit Erde in Berührung kommen oder sie bildet hier neue Ausläufer. Sie kann auch an Zäunen etwas nach oben Ranken. Zu finden ist der Gundermann an feuchten, nährstoffreichen und schattigen Plätzen, wie Wälder, Wiesen, Waldrändern, Rasen oder Auen. Sie zeigt oftmals einen schweren, stickstoff-, kalzium- und phosphatreichen Boden an.
Eine Verwechslung ist mit dem kriechenden Günsel (Ajuga reptans) möglich. Dieser hat spatelförmige Blätter, einen pyramidenförmigen Blütenstand und die Oberlippe ist kaum ausgebildet.
Auch die kleine Braunelle (Prunella vulgaris) kann mit dem Gundermann verwechselt werden. Sie blüht jedoch erst ab Juni mit einer kopfig angeordneten Blütenquirle aus 4 bis 6 Einzelblüten. Die kleine Braunelle ist auch zerstreut behaart.
Diese beiden Verwechslungen sind nicht gefährlich, da beide Kräuter selbst essbar sind und in der Volksheilkunde Anwendung finden.
Traditionell übermittelte Volksheilkunde
Der Gundermann ist voll mit ätherischen Öl, Gerbstoffen, Flavonoiden, Bitterstoffen und Saponinen. Daher wirkt er stoffwechselanregend, schleimlösend (hier entfalten sich die Saponine), entzündungshemmend, verdauungsfördernd, wundheilend und zusammenziehend.
Der Name des Gundermanns leitet sich aus dem germanischen und althochdeutschen Wort „Gund“ ab. Dieses bedeutet so viel wie „Eiter“. Davon lässt sich schon das erste Einsatzgebiet ableiten. Gundermann wurde bei mit Eiter verbundenen Beschwerden, wie Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, Ekzemen und Abszessen in Form von Ölen, Salben, Waschungen oder Umschlägen eingesetzt. Auch bei Asthma, Husten, Leberleiden, Nierenerkrankungen, Blasenleiden, Erkältungen oder Schnupfen bringt die Gundelrebe in Form von Tee, Tinktur oder Gurgellösung Linderung.
Die ausleitende Wirkung der Gundelrebe darf nicht außer Acht gelassen werden. Bereits Büchsenmacher und Maler setzen in früheren Zeiten die Gundelrebe ein, da sie durch die stark reinigende Wirkung auch Giftstoffe, wie Blei ausleiten könne.
Kulinarisches Einsatzgebiet
Ihr Geruch ist aromatisch, herb und würzig. Der Geschmack lässt sich würzig-herb, intensiv und würzig-bitter beschreiben. Der Geschmack der Gundelrebe erinnert an Thymian und Minze. Daher ist sie auch ein ausgezeichnetes Würzkraut. Mit ihr soll nur in kleinen Dosen gewürzt werden, da der intensive Geschmack der Gundelrebe so gleich auch Überhand in Suppen, Salaten, Gemüsen, Kräuterbuttern, Aufstrichen, Getränken, Topfen oder Likören nehmen kann. Das Aroma passt auch gut zu Kalbsfleisch, Rindfleisch, Wild und Fisch.
Durch den hohen Gehalt an ätherischen Öl lässt sich die Gundelrebe auch getrocknet gut in der Küche verwenden.
Aber-Glaube!
Sie ist eine starke, heilkräftige und zauberwidrige Pflanze. So gibt es eine Vielzahl an Mythen und Legenden um und über die Gundelrebe.
Hat eine Kuh wenig Milch gegeben, so wurde jeder Strich (Zitzen der Kuh) mit drei gebundenen Kränzlein aus Gundelrebe drei Mal nach hinten durch die Kränze gemolken. Danach gab man der Kuh die Kränzlein zu fressen und sprach: „Kuh, da geb‘ ich dir die Gundelreben, dass du mir die Milch willst wieder geben.“
Zu Pfingsten, während der Predigt gepflügte Gundelrebe, soll gegen jede Krankheit helfen.
In der Walpurgisnacht (Nacht von 30. April auf 1. Mai) band man sich Kränze aus Gundermann und setze sich diese auf den Kopf. So solle man böse Hexen und schlechte Menschen erkennen können.
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