„Plantago“ kommt vom lateinischen Wort „planta“ und bedeutet Fußsohle, da die Blätter der Wegeriche (Spitz-, Mittel- und Breitwegerich) an Fußabdrücke erinnern. Die Pflanze erträgt auch eine Trittbelastung. Der Name „Wegerich“ bedeutet so viel wie „Beherrscher des Weges“ und weißt so auch auf den Standort der Pflanze hin. Aber auch Sündenblatt oder Lügenkraut sind eine ihrer Namen. Diese weisen auf den Glauben hin, dass mit dem Wegerich die Sünden erkannt werden können. Zwei Menschen nehmen ein Blatt und reißen es auseinander, jener bei dem mehr „Fäden“ aus dem Blatt herausschauen habe mehr Sünden als der Andere.
Die Blätter stehen in einer Grundrosette aufrecht. Sie sind lineal-lanzettlich und weisen 3 bis 7 deutliche Längstnerven auf. In diesen Längstnerven sind die zuvor genannten „Fäden“ enthalten. Das Blatt ist ganzrandig und teilweise behaart. Die Blütenähren sitzen auf einem fünf bis siebenfach gekerbten, blattlosen Stängel. Der Blütenstängel ist zumeist fast doppelt so lang als die Blätter. Die Blüten selbst sind in einer eiförmig bis walzlichen Ähre am Ende des Stängels zusammengefasst. Die Einzelblüte ist nur 2 bis 4mm lang und unscheinbar bräunlich. Die weißen Staubblätter ragen dafür weit aus der Blüte heraus. Der Spitzwegerich ziert mit seinen Blüten die Wiesen und Wege von Mai bis September und kann bis zu 50cm hoch werden.
Er gedeiht auf jedem Boden, von Vollsonne bis in den Halbschatten. Zumeist findet man ihn in Wiesen, an Wegrändern, bei Schuttplätzen, auf Weiden oder in Parkrasen.
Wird der kleine braune Samen nass, so wird dieser klebrig und bleibt an den Tieren und auf unseren Schuhsohlen kleben. So kamen die Wegericharten von Europa bis nach Amerika. Daher nannten die nordamerikanischen Indianer den Breitwegerich auch „Fußstapfen des weißen Mannes“.
Der Spitzwegerich wird nur selten verwechselt. Am ehestens ist dies, meiner Meinung nach, mit seinen pflanzlichen Verwandten innerhalb der Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse möglich. Hierzu zählen folgende bei uns heimische Pflanzen:
Breitwegerich (lat. Plantago major) Dieser hat dünne bis zu 10cm lange Blütenähren. Die deutlich gestielten Blätter sind wesentlich breiter und deutlich kürzer. Die Blätter besitzen 5 bis 9 Längstnerven.
Mittelwegerich (lat. Plantago media) Dieser hat ebenfalls eine lange Blütenähre. Dessen Staubfäden sind jedoch auffallend violett gefärbt. Die Blätter sind breiter als beim Spitzwegerich, jedoch etwas schmäler als beim Breitwegerich. Die Blätter haben kaum einen Blattstiel. Sie besitzen ebenfalls 5 bis 9 Längstnerven.
Eine Verwechslung ist jedoch in keiner Wiese bedenklich. Da beide ebenfalls essbar und eine hohe antibiotische Wirkung haben. Man sagt jedoch, dass der Spitzwegerich der heilkräftigere unter den heimischen Wegericharten sei.
Traditionell übermittelte Volksheilkunde
Der Spitzwegerich besitzt Schleimstoffe, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Kieselsäure, Flavonoide und Aucubin. Letzteres sorgt für die stark antibiotische Wirkung. Er wirkt auf unserem Körper besonders hustenlindernd, reizlindernd, entzündungshemmend, antibakteriell, schleimlösend und harntreibend.
In der Volksheilkunde wird der Spitzwegerich innerlich gerne bei Bronchialverschleimungen, Reizhusten, krampfartiger Husten, Husten (auch für Kinder), Bronchitis, Asthma, Lungengewebsstärkung und diffusen Magenproblemen eingesetzt.
Äußerlich leistet er gute Dienste gegen Juckreiz bei Insektenstichen, bei Quetschungen, Prellungen, Stauchungen, blauen Flecken, Husten (als Brustbalsam) und verhindert Schwellungen. So wird er auch äußerlich als „das Wiesenpflaster“ bezeichnet und genützt.
Der Flohsamen (lat. Plantago ovata) ist eine im Mittelmeerraum bis nach Asien heimische Wegerichart. Das heimische Pendant dazu bilden Spitz-, Mittel- und Breitwegerich. So können die Samen unserer Wegericharten, die überall gratis wachsen, auch für dieselben Indikationen wie der gekaufte Flohsamen verwendet werden.
Kulinarisches Einsatzgebiet
Der etwas herbe und leicht pilzartige Geschmack passt gut in Suppen, Salate, Kräuterbuttern oder Kräutertopfen. Genossen können sowohl die Blätter als auch die Knospen und Blüten. Das Pilzaroma ist in den Blütenknospen am stärksten. Gerne kann man den Spitzwegerich auch als Spinatersatz verwenden.
Oftmals wird berichtet, dass vom Spitzwegerich (bzw. den Wegerichen) auch eine „Schwammerlsuppe“ ganz ohne Schwammerl zubereitet werden kann. Ich selbst hatte noch nicht die Muse dazu, jedoch kann ich mir dies durch sein Aroma sehr gut vorstellen.
Aber-Glaube!
Gegen Liebeskummer trinke man 5 Tage lang einen Wegerichtee, danach ist der Liebeskummer verschwunden.
Wegerich ist im germanischen ein Symbol für die Fruchtbarkeit.
Reißen zwei Menschen das Wegerichblatt auseinander, so hat jener mit mehr Fäden am Blatt mehr Sünden, jedoch auch mehr Erfolg. Das Glück soll umso größer für denjenigen sein, je länger die Fäden sind.
Im Ennstal soll der Wegerich gegen Fieber gegraben worden sein und zwar genau dort wo „Braut und Leich vorüberziehen“.
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